Heute erlebe ich die Welt von meinen Füßen aus…

Marion Welz Heilpraktikerin Berlin - Pankow / Reinickendorf - körperorientierte Cranio-Sacral-Therapie & Traumatherapie.jpg

Heute erlebe ich die Welt von meinen Füßen aus…

Ein Experiment – ich gehe barfuß spazieren und richte meine Aufmerksamkeit zunächst auf meinen Körper und bemerke, dass ich aus dem Verstand gehe. Ich möchte heute erforschen wie es ist, den Tag mit den Füßen zu erleben. Ich laufe barfuß über den Feldweg und  nehme sowohl den Sand unter meinen Füßen als auch die Erdung in meinem Becken wahr. Gleichzeitig schwirren die Bienen um den Mohn und surren zwischen den Wiesenblumen umher und meine Aufmerksamkeit, ja die wechselt zu den Ohren und den Augen.

Das ist gar nicht so einfach meinen Schwerpunkt nur auf die Füße zu richten und alles andere nicht wahrzunehmen. Meine Aufmerksamkeit richtet sich auf den Mohn und den Margeritenpflanzen am Roggenfeld und schon bin ich aus meinen Füßen wieder raus. Der Pirol singt aus der Ferne… – ein neuer Versuch.

Ich sammle mich und meine Ausrichtung geht zunächst in den Körper, ich laufe langsam weiter und  behalte die Aufmerksamkeit im Körper während des Gehens. Es darf leicht sein und ohne Anstrengung! Unser Kopf geht so schnell wieder in das wollen, bemerke ich für mich. Ein tiefer Atemzug folgt diesem Satz.

Nachdem ich kurz stehen geblieben bin und mich orientiert habe, gehe ich weiter und nehme wieder diese Anstrengung in meinem Kopf wahr. Das ist wieder dieses ‚wollen‘, mein Kopf möchte gerne mithelfen, unterstützen… Ich sage ihm liebevoll, dass er eine Pause machen darf und der Druck wird weniger.

Es ist so, als ob ich aus meinen Augen schaue und wahrnehme mit dem ICH – es ist nicht der Verstand oder das Ego gemeint, sondern bewusstes wahrnehmen, bewusstes sehen. Als ich ins laufen komme, folgt ein tiefer Atemzug. Er bedeutet so viel wie: es ist nichts mehr zu tun.

Ich richte meine Aufmerksamkeit wieder in meinen Körper und nehme wahr. Dann gehe ich mit der Aufmerksamkeit in meine Füße und spüre die Erdung, die damit verbunden ist und sich wieder in meinem Becken zeigt. Ich nehme den Wiesenboden wahr, der noch etwas feucht vom Morgentau ist und spüre die feuchten Tropfen auf meiner Haut.

Der Weg wird uneben und ich kann nicht mehr meine ganze Aufmerksamkeit auf die Füße richten. Sie wechselt zu den Augen, um den Weg gut zu begehen. Der Weg wird besser, meine Aufmerksamkeit geht wieder in meinen Körper – das ist wirklich eine Erfahrung. Es ist wie ein zurücktreten meiner Person (Persönlichkeit?) vor dem Leben. Wo ich das ausspreche schwingt eine Freude mit. Ich fühle mich leicht und trete plötzlich auf ein kleines Steinchen und werde ganz kurz rausgerissen – mein Kopf möchte wieder unterstützen.

Ich beginne von neuem: ein tiefer Atemzug und ich bin wieder in der Beobachtung – der reinen Wahrnehmung. Mein Verstand bemerkt, dass auch diese Feldforschung ‚Arbeit‘ ist und ich diese würdigen darf…

Ich werde langsamer im gehen, Zeit wird relativ Ich bemerke nur den Hubschrauber am Himmel ohne mich durch eine Bewertung mein es Verstandes gestört zu fühlen. Sie kommt nicht. Es fühlt sich so an, als ob ich mir ein Stück näher komme dadurch. Das berührt mich – es berührt mich ganz tief.

Es folgt ein tiefer Atemzug und ich werde noch langsamer. Mein Verstand schlägt mir vor, mein Experiment zu ändern und ‚heute bin ich in meinem Körper‘ zu erforschen. Dieser Vorschlag hört sich sinnvoll an. Je nachdem, wo sich meine Aufmerksamkeit gerade hin richtet: auf den weichen, feuchten und kühlen Wiesenboden, wo ich  die morgendlichen Tautropfen weiterhin wahrnehmen kann oder auf das Gezwitscher eines Vogels. Ich bleibe kurz stehen und fühle mich irgendwie angekommen. Angekommen in mir an diesem Morgen. Und so darf ich diesen wunderschönen Tag heute begrüßen: aus mir heraus in Demut und Leichtigkeit.

Guten Morgen lieber Morgen, ich danke dir sehr, dass du mir diesen Tagesbeginn bescherst.

Danke!

Fortsetzung:

Ich gehe weiter auf meinem Weg und kann gerade zwischen ‚machen‚ und ‚Sein‚ unterscheiden. Der Verstand ist immer wieder dabei, ins ‚tun‘ zu kommen und es ist so, als ob er 1/2 m von meinem Kopf herläuft… Ich konzentriere mich wieder auf den Körper und nehme mit den Füßen den Boden wahr – und  schon wieder bin ich am ‚machen‚ – tiefes ein Atmen und sein lassen… Ich bemerke: wenn es anstrengend wird, komme ich in den Verstand…

Ich laufe weiter meines Weges und Menschen begegnen mir und ich stelle fest: es ist gar nicht so einfach, diesen Zustand des ‚Bewusstseins‚ zu halten, wenn Menschen in der Nähe sind. Schon gehe ich aus der Verbindung mit mir. Mich in der Natur mit mir verbunden zu fühlen, scheint einfacher zu sein. Die Energie der tierischen und pflanzlichen Lebewesen lenken mich in dem Sinne nicht so sehr ab von mir wie der Mensch. Liegt es daran, dass es mir vertrauter ist, mit den Menschen in Kontakt zu gehen (und dabei verlasse ich schneller meine Verbundenheit), als in der Natur? Dass sich da die Schwingung eher integriert oder ich mich mit dieser eher verbunden fühle?

Die Menschen haben ja ihre ganz eigenen Schwingungen, oftmals mit vielen verdeckten Emotionen und das verändert nochmal die Frequenz. Deswegen fällt es uns vielleicht leichter in der Natur zu sein und mit ihr zu sein, weil wir diese Schwingung verbundener mit uns wahrnehmen und uns daher eher einlassen? Wenn der schnelle Jogger oder Fahrradfahrer mit seiner Energie vorbei kommt oder das Pärchen, dass sich emotional unterhält, dann finden wir hier andere Schwingungen vor, mit denen wir vielleicht nicht zu sehr eins sein können?

Viele Fragen, die ich gerade (noch) stehen lassen möchte oder auch gerne in den Austausch gehe.

Ich gehe weiter und gucke in die Ferne, sodass ich dadurch den Körper schneller wahrnehmen kann. Es ist tatsächlich so ein ‚entferntes‚ Sehen, dieses zurücktreten meiner Person. Das ist wirklich sehr interessant, das wahrzunehmen und kenne ich eigentlich nur von meinen Behandlungen…

Und es ist auch irgendwie klar, wenn wir den Blick weiter werden lassen, dass wir anders wahrnehmen. Dieses in die Ferne blicken und einfach ‚Sein‚ können kennen wahrscheinlich einige, zum Beispiel wenn wir auf das Meer hinaus schauen oder den Sonnenuntergang beobachten, dann fühlen wir uns sehr schnell verbunden, verbunden mit dem Universum, dem göttlichen oder wie auch immer wir es nennen möchten.

Also ganz wichtig: immer mal wieder in die Ferne zu sehen, um bei uns anzukommen. Wir blicken in den Himmel, die Weite… – ein Weg der Verbindung mit uns.

Am nächsten Tag führe ich das Experiment fort. Jetzt nehme ich den Körper, den ich habe, irgendwie als Marionette wahr. Ich spüre die Wärme der Sonne, die Geräusche der Straße, die feinen Steinchen unter meinen Füßen, aber irgendwie bin ich getrennt von alldem. Ich nehme einfach nur wahr und ‚muss‚ nichts tun. Ich beobachte nur und kann messerscharf sehen. Wenn Gefühle kommen, dürfen diese durchlaufen werden, ich brauche aber nicht in sie hinein zu treten, ich lasse sie einfach da sein. Ohne Bewertung und ohne in der Vergangenheit zu graben. So fühlt es sich jetzt hier gerade an für mich…

Dieser Zustand hat tatsächlich was ‚abgeschnittenes‘ von mir und dieses Abgeschnittene ist vielleicht einfach nur die Trennung von Körper, Geist und Seele, die ich wahrnehme. Der Körper atmet auf und meine Seele freut sich…
Es ist wirklich ein zurücktreten meiner Person – und dann schaut das Bewusstsein zu. Ich bin dann nur noch die Beobachterin. Das hat schon irgendwie was nüchternes und wie kann es auch anders sein: denn fühlen tut der Mensch und das Bewusstsein nimmt nur wahr und bewertet nicht. Das ist nicht verkehrt wenn es nüchtern ist, es ist einfach eine Betrachtungsweise.
In diesem Sinne erstmal meine Erfahrungen bis hier hin…
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