Kontakt & Bindung

Kontakt & Bindung - Heilpraxis körperorientierte & biodynamische Cranio-Sacral-Therapie, Traumatherapie, Körpertherapie, Resonanztherapie, Psychotherapie & Coachings - Marion Welz - Heilpraktikerin Berlin Pankow-Reinickendorf

Kontakt & Bindung / Nähe & Distanz /
Ambivalenz: Sehnsucht nach Nähe bei gleichzeitiger Angst davor

Es ist interessant, kein Artikel hat so lange benötigt, um begonnen zu werden, zumal mir dieses Thema von Anbeginn wichtig war. Und vielleicht hängt es damit zusammen, dass es so umfangreich ist, sich so schwer auch voneinander trennen lässt. Die ganze Zeit lag für mich eine Schwierigkeit darin, mich überhaupt für die Begrifflichkeiten zu entscheiden. Und nun nehme ich mal alle Überschriften und dann schaue ich, wie sie Verwendung finden mögen. Somit ist diese Seite eine prozessuale Seite, die sich langsam füllen darf und wahrscheinlich immer wieder mal Veränderung erfährt…

Kontakt & Bindung

Kontakt bedeutet für mich die physische, geistige und seelische Berührung meines Gegenüber, sodass eine Verbindung und Resonanz entstehen kann.

Bindung bedeutet für mich, dass ich mit meinem Gegenüber in den Kontakt trete und dabei eine (tiefere) Verbindung entsteht.

Wenn ich nicht in den Kontakt gehe, kann keine Verbindung bzw. Bindung entstehen.

Voraussetzung, um in den Kontakt mit Anderen gehen zu können ist, im Kontakt zu sich selbst zu sein. Gleichzeitig bedeutet dies, in Verbindung mit mir und mit meinem Körper zu stehen – sozusagen das ‚Sichverbinden‘ mit sich selbst.

Somit meine ich, dass es ohne Kontakt (zu mir) keine Bindung (zu anderen) gibt, aber auch ohne Bindung (zu mir selbst) der Kontakt (mit Anderen) schwierig ist. Ganz schön verwirrend, oder?

Wenn wir uns auf die frühen Momente des Lebens beziehen, so geht Bindung mit Resonanz einher, der Schwingungsfähigkeit unseres Gegenübers – im Säuglings- und Kleinkindalter z. B. mit unserer engsten Bezugsperson. Und wenn meine Bezugsperson nicht ‚präsent‘ bzw. selbst nicht mit sich verbunden war, so wird sich auch der Säugling bzw. das Kind nicht binden können. Wenn wir uns nicht gebunden fühlen, dann können wir auch nicht in Kontakt gehen. Was dies für unserer weiteres Leben bedeuten kann, ist später auf der Seite Bindung- und Entwicklungstrauma nachzulesen.

Womit verbinde ich mich eigentlich heutzutage überwiegend – tagsüber – in der Arbeit – in meiner Freizeit?  

Laut TKK saßen wir in 2020 rund 3,1 Stunden am Tag vor dem TV, PC oder ähnlichem. Weitere Studien zeigen auf, dass der durchschnittliche Nutzer 2020 rund 3,7 Stunden am Tag mit seinem Smartphone verbrachte, Er griff im Durchschnitt 88x am Tag zum Handy. Tendenz steigend. Laut der JIM-Studie 2022 spielten sogar 9 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren durchschnittlich mehr als 4 Stunden Computer-, Konsolen-, Tablet- oder Smartphonespiele pro Tag. 

Wie auch immer. Und wenn wir zudem noch einem Schreibtischjob nachgehen oder im Homeoffice sind, sitzen wir zumeist unsere tägliche Arbeitszeit vor dem Bildschirm und dann auch noch mehr oder weniger in unserer Freizeit – wo wir vielleicht  noch 2-3 Dinge gleichzeitig tun? Telefonieren, Essen kochen und noch nebenbei einer Serie folgen? Ja, vielleicht übertrieben, so habe ich es tatsächlich schon erlebt.

Hier dürfen wir mal schauen, wie sehr wir mit uns überhaupt noch in Kontakt sein können bei dieser, ich nenne es mal ‚Ablenkung‘. Und welche Art von Kontakt ist es dann? Mit mir und mit Anderen? Wie tief kann dieser Kontakt überhaupt sein?

Und da gibt es diesen Spruch: Wir können 1.000 Likes auf Socialmedia haben und trotzdem einsam sein.

Nun möchte ich nicht alles verteufeln und dennoch etwas Aufmerksamkeit & Bewusstsein schaffen und fragen: Können wir überhaupt noch den Fokus halten, einer Unterhaltung lauschen oder bewusst einer Sache nachgehen?

Wie wäre es, wenn du dich am Tag immer mal wieder fragen würdest: Bin ich in Kontakt mit mir? Bin ich mit mir verbunden? Wann gehe ich aus dem Kontakt – mit mir – mit anderen? 

Und eine weitere grundsätzliche Frage ist natürlich auch: Haben wir es überhaupt gelernt, in Verbindung zu gehen bzw. in den Kontakt mit uns selbst und anderen?

Magst du etwas forschen? Dann schau mal, wann du gut mit dir in Kontakt bist? Ich bin es zum Beispiel, wenn ich barfuß laufe, wenn ich mich mit ‚bewussten‘ Menschen umgebe, wenn ich in der Natur bin. Aber auch in Meditation, beim Sex, bei meiner Arbeit. Also eigentlich bei allem, wo ich mich hingebe…

Wenn du mehr lesen magst, dann gehe gerne auf die Seite Kontakt & Bindung.

4 Kommentare
  1. Annette
    Annette sagte:

    Liebe Marion!
    Du schreibst „Bindung bedeutet für mich, dass ich mit meinem Gegenüber in den Kontakt trete und dabei eine (tiefere) Verbindung entsteht.“ Beim Lesen bildet sich ein dicker Kloß in meinem Hals. Ich spüre wieder – ich habe Angst vor tiefen Verbindungen. Scheint gefährlich.
    Dazu passt sehr gut, dass ich das Buch „Trauma und Beziehungen“, welches ich begeistert und motiviert begonnen habe zu lesen, vor vier Wochen 🙁 zu Seite gelegt habe, als das Thema darauf kam, dass die größte Heilkraft in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen liegt. Viel lieber würde ich es mit mir allein klären können. Bei „Wie geht es dir mit dem Gedanken, dass wir einander brauchen?“ war dann erstmal Schluss im Buch … Ich möchte heilen, also werde ich dranbleiben.

    Und ja, ich möchte forschen. Mich erforschen ist noch leichter.
    Ich bin gut in Kontakt mit mir wenn ich – allein in der Natur bin, den Sonnenaufgang bestaune, Bäume und Sand berühre, klar, beim Barfußlaufen, beim Schwimmen, manchmal beim Tanzen, Singen, Handpan-Spielen, wenn ich meinen Atem spüre, zum Beispiel mit meiner geliebten Kakaotasse, wenn ich ihre wunderschöne Oberfläche und die Wärme in meinen Händen spüre, den Duft wahrnehme, wenn ich meine Füße massiere, Tiere kraule und wenn ich meinen Enkel auf dem Schoß habe und ihm vorlese oder wir reden.

    Ich lese nochmal was du schreibst: „so geht Bindung mit Resonanz einher, der Schwingungsfähigkeit unseres Gegenübers“, Oh ja, das passt heute für mich. Resonanz und Schwingungsfähigkeit gab es früher nicht wirklich. Vielleicht fühle ich deshalb nicht nur mich sondern auch Verbundenheit mit meinem Enkelchen und Tieren, mit der Natur. Die sind schwingungsfähig und die entstehende Bindung erscheint ungefährlich. Da kann ich es zulassen.
    Wie das entspannt mit Menschen geht – das darf ich noch lernen.

    Danke für deinen Blog. Es tut mir gut, immer mal zu verschiedenen Themen nachzulesen und in sie einzutauchen, auch im Alltag wichtige Inhalte nicht aus den Augen zu verlieren.

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    • Marion Welz
      Marion Welz sagte:

      Liebe Annette,

      Bindung & Kontakt ist wohl eins der schwierigsten Themen, die wir uns als Menschen auf dieser Erde stellen dürfen – aus meiner Sicht. Wenn Babys lernen, dass die Bezugsperson z.B. das Zimmer verlässt, weil es ruhig spielt, gibt es eine Lernerfahrung: Wenn ich die Welt (im Spiel) erkunde, geht die Bezugsperson aus dem Kontakt. Das Baby übernimmt diese Erfahrung oder klammert sich fortan an die Mutter, sodass sie den Raum gar nicht mehr verlassen kann. Diese Erfahrung nehmen wir mit in unser Leben und haben die innere Haltung: ich schaffe alles alleine oder klammere an meinem Partner. Beides kein natürlicher Umgang, da der Mensch ein ‚Hordentier‘ ist und ein soziales Gefüge benötigt, wo er aber auch sein Raum hat.

      Und das, was du schreibst: ‚Die sind schwingungsfähig und die entstehende Bindung erscheint ungefährlich‘ passt auch noch mal sehr. Sie sind nicht gefährlich, es kommt keine Angst auf.

      Angst haben wir oftmals schon sehr früh im Leben erfahren. Die Neugeborenen unserer Geburtenjahrgänge begegneten nach der Geburt schnell der ‚Todesangst‘: Sofortige Abnabelung, der Mutter entnommen, Klaps auf den Po zum Atmen, messen, wiegen, untersuchen und ggf. nicht gleich zum stillen angelegt, um Gelegenheit zu bekommen, die intensiven Ereignisse der Geburt zu ‚verdauen‘. Dies ist heute glücklicherweise überwiegend freundlicher, dennoch höre ich immer wieder anderes. Aber in diesen frühen Lebenstagen fing die Gefährlichkeit oftmals schon an. Da sind nur wenige mit uns geschwungen, ging natürlich mit Berührung um. Viele Kinder wurden gepuckt, damit sie im Säuglngszimmer etwas Geborgenheit erfahren durften.

      Ich habe als Lernschwester ich meine 1988 auf der Geburtsstation gearbeitet und fand ein Säuglingszimmer mit 40 Säuglingen vor, wo mindestens 15 geschrien haben. Gewaschen habe ich das Kleine mit unter 20 Jahren im Keramikwaschbecken, keine Ahnung, wie es richtig ging – ich fühlte mich sehr unbeholfen und überfordert aufgrund der Lautstärke. Es war eine Massenabfertigung, so kam es mir zumindest vor, wenn ich gerade so darüber schreibe. Das Rooming-in wurde zu dieser Zeit gerade eingeführt und die Mütter hatten Gelegenheit, die Kinder mit aufs Zimmer zu nehmen. Geraten wurde Ihnen aber, sie können ihre Säuglinge gerne abgeben, dann können Sie sich von der Geburt erholen, richtig durchschlafen etc. Ich habe einige Kämpfe einiger Mütter mitbekommen, die ihr Kind über Nacht in ihrem Zimmer behalten wollten. Dies nur ein Eindruck, wie ich es in meinen jungen Jahren erlebt habe. Jedenfalls habe ich dort wenig Schwingung und Resonanz wahrgenommen, auch mit meinen Nöten nicht. Und vielleicht fühlte ich mich auch nur erinnert an meine eigene Zeit als Säugling, dass es mich so überforderte.

      Ja, jetzt bin ich etwas abgekommen, aber noch mal den Fokus darauf: unser Lebensanfang und diese gemachten Erfahrungen sind so wichtig und spiegeln sich in unserem Leben wieder, das ist das, was ich in meinen Begleitungen mehr und mehr erfahre. Und von daher sind Themen wie Kontakt & Bindung sowie Nähe & Distanz so wichtige Themen dieser Zeit und wir alle haben ein Thema mit Trennung, weil wir aus der Einheit kommen, hierzu aber später mal mehr.

      Vielen Dank liebe Annette, dass du dein Erleben teilst und mich hat es jetzt auch noch mal tief berührt. Die Erfahrungen als Lernschwester hatte ich schon ordentlich vergraben, aber die Stresshormone in diesem Säuglingszimmer kann ich heute noch wahrnehmen…

      In diesem Sinne erst einmal und ganz herzlich,
      Marion

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  2. Erwachsene, die sich um "Ich will aber nicht" kümmert
    Erwachsene, die sich um "Ich will aber nicht" kümmert sagte:

    Liebe Marion!

    Du fragst: „Magst du etwas forschen? “ Ja, möchte ich, nicht ganz freiwillig, aber ja.

    Und was für ein spannender Prozess wurde das.

    Eine Stimme in mir, ein Teil von mir, ein verletztes inneres Kind, ein Anteil … wie auch immer ich es nenne, ich bin ihr/ihm heute sehr viel nähergekommen, als es bisher war.
    Ich kenne diese Gedanken schon seit einiger Zeit. In den letzten Tagen waren sie sehr laut, ich fand es verwirrend.
    Der Teil war so laut, dass er mich irgendwie im Griff hatte und ich tatsächlich deshalb einen Termin bei dir abgesagt habe.

    Ich hatte mich erstmal für drei Monate verabschiedet, Urlaube stehen an.Doch nun ist ein so starker Schwindel da, damit in den Bergen wandern, fühlt sich nicht wirklich gut an. Was tun? Zum Arzt? War ich, brachte nichts. Doch noch einen Termin bei dir machen? Na klar, warum nicht, der Urlaub ist mir wichtig, die Vorfreude riesig.

    Doch es regte sich in mir ein so starker Widerstand, wie ich ihn selten wahrnehmen konnte. Weil ich das überhaupt nicht verstehen konnte und etwas in mir immer alles verstehen möchte, habe ich mir Zeit genommen, selber zu forschen.

    Ich habe es mit „Ehrlichem Mitteilen“ versucht, schriftlich mit mir allein.
    Mein Kopf denkt, dass …
    Ich spüre …
    Ich fühle …

    Und nach einiger Zeit, als die Stimme von „Nein, ich will nicht! Nein, nein, nein. Ich will aber nicht. Ich will nicht zu Marion!“ immer lauter wurde und klar wahrzunehmen war, das ist ja eine Kinderstimme, wurde es ganz liebevoll in mir. Ich bekam großes Mitgefühl mit diesem kleinen Wesen in mir. Die Kleine ist vielleicht 5 Jahre, hat eine dicke Falte auf der Stirn, das Gesicht zusammengezogen, die Hände zu Fäusten geballt und die Arme überkreuzt vor der Brust.

    Ich fragte sie „He, kleiner Anteil, warum möchtest du denn nicht zu Marion?“ und schrieb mit, als sie sofort loslegte:

    „Ich will einfach nicht. Das ist so peinlich, ich will nicht drüber reden. Ich pfeife auf diese doofe Verbundenheit. Wer braucht denn sowas. Allein ist viel besser. Ich will nicht schon wieder hinmüssen. Ich will es einfach allein schaffen. Ich will niemanden brauchen……“
    Was ist mit dem Schwindel? „Na und? Dann ist mir eben schwindlig im Urlaub. … Hauptsache ich muss da nicht hin. Ich hab gesagt ich mach Pause, also mach ich die auch .….. Ich will unabhängig bleiben. Ich geh da nicht hin. Nein nein nein – auf keinen Fall. Ich brauche niemanden. Ich will das nicht!
    Ich bekomme das wirklich allein hin. Wirklich wirklich.“

    Es steigerte sich immer mehr. Wurde vielleicht eine Mischung aus Wut und Verzweiflung. So ging das noch lange. An einer Stelle musste ich lachen. Wahrscheinlich war das der Moment, wo das kleine Mädchen in mir, sich mir zeigte. Diese Vehemenz von „Ich will aber nicht“ zu bemerken, machte mich ganz weich und liebevoll. Und ja – auch traurig. Wie wichtig muss das mal gewesen sein.

    Ich nehme mir Zeit und male die Kleine mit ihrer dicken Stirnfalte und vor der Brust verschränkten Armen. Im Moment nenne ich sie „Ich will aber nicht“.

    Ich bin erschöpft. Ich lege mich in die Hängematte und mache mir Musik von Shaina Noll an, die Lieder für das Innere Kind singt. Ich hatte mein gemaltes Bild von der Kleinen vor mir und ich konnte sanfte Tränen weinen.

    Hätte ich vor Jahren solch einen Beitrag gelesen, ich hätte nichts davon geglaubt. Und nun schreibe ich selbst so einen. Mal sehen, wie lange es anhält. Mir gibt es viel Mut, macht ein Gefühl von Selbstwirksamkeit. Im Moment ist die Erwachsene aktiv. Ich bin froh, noch vor dem Urlaub einen Termin bei dir machen zu können und nehme die Kleine mit zum Wandern in die Bergen, wenn sie möchte.

    Danke für deinen Block sagt hoffentlich die Erwachsene, die sich nun mitfühlend um die kleine „Ich will aber nicht“ kümmert. Und auch um sich selbst.

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    • Marion Welz
      Marion Welz sagte:

      Deine Zeilen berühren mich sehr und wie gut kenne ich auch diesen Anteil in mir, der am liebsten alles alleine machen möchte. Unabhängig sein, weil er es doch bisher auch ‚geschafft‘ hat. Ich spüre großes Mitgefühl mi deiner Kleinen und so wichtig, dass sie gesehen wird. Ich freue mich auf ein Kennenlernen – falls sie mag – und wünsche dir gutes Ankommen mit ‚Ich will aber nicht‘.

      Herzlichst,
      Marion

      Antworten

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