Die kleine Liebe

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Die kleine Liebe

Die kleine Liebe fühlt sich ganz allein und ist traurig, weil sie anders ist. Sie fühlt sich getrennt von den Menschen, weil sie ein Lächeln aufsetzt, was gar nicht ihrem Inneren entspricht. Es ist ein Lächeln, was eigentlich gar nicht lächeln will. Sie erinnert sich zurück, wo dieses Lächeln hergekom­men sein könnte: sie war wohl noch recht klein, als es zu ihr kam. Hierzu gab es eine Geschichte, die ihr erzählt wurde. Eine Geschichte darüber, wie ihr Leben zu sein hat. Sie solle immer Lächeln und Ja sagen – das liebe Kind sein, Die kleine Liebe wusste, dass es nicht richtig war und es sich ganz und gar nicht richtig anfühlte und dennoch lächelte sie weiter, weil sie es zugesagt hatte. Es gab offenbar hierzu mal einen Deal, dem sie zuge­stimmt hatte. Und nun bemerkte sie, dass dieser Deal für immer andauern sollte, aber das konnte nicht die Wahrheit sein. Es fühlte sich so falsch an und sie fühlte sich auch hintergangen. Sie war fassungslos, dass konnte doch nicht sein, dass Ihr damals nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde, dass dieser Deal für ihr Leben lang andauern sollte. Sie war sehr verzweifelt. Das Alleinsein und die Einsamkeit nahmen immer mehr zu und sie sah sich mit weit aufgerissenen Augen schreien. Sie fühlte sich allein in einem gläsernen Raum. Von Außen war alles stumm – niemand konnte sie hören.

Da kam plötzlich die große Liebe und sah die Not der kleinen Liebe. Sie floss einfach zu ihr in den gläsernen Raum hinein und umhüllte die kleine Liebe ganz und gar. Sie sagte zur kleinen Liebe: du darfst Liebe empfangen und die kleine Liebe war ganz verstört. Sie durfte Liebe empfangen? Nein, das konnte doch nicht sein. Die große Liebe bekräftigte diesen Satz und wiederholte ihn mehrmals. Diese Vorstellung, dass sie tatsächlich Lie­be empfangen darf, war für die kleine Liebe schier zu groß – unvorstellbar. Die kleine Liebe wiederholte den Satz für sich: ich darf Liebe empfangen – und verspürte eine tiefe Scham in sich. Sie senkte den Kopf und schlug die Augen nieder. Nein, da kann etwas nicht stimmen, dass die Liebe auch für sie vorgesehen ist. Das kann doch gar nicht sein.

Die große Liebe umhüllte die kleine Liebe mit all ihrer Kraft und all ihrer Lie­be. Langsam fing die kleine Liebe an zu spüren. Sollte das wahr sein? Sollte das wirklich wahr sein, dass die große Liebe auch für sie bestimmt ist? Sie wiederholte den Satz: Ich darf Liebe empfangen und irgendwann kam ein zögerlicher Ja. JA, ich darf Liebe empfangen. Es fühlte sich für die kleine Liebe noch ganz unwirklich an, es schien etwas wahres darin zu sein, das spürte sie ganz deutlich. Sie nahm die große umhüllende Liebe schließlich an und es kam ein Gefühl der Sehnsucht auf. Ein Verlangen nach etwas, was sie bereits kannte aber ganz nach hinten gestellt hatte. In ihr kam ein Bild auf, wo die kleine Liebe die große Liebe sehnsüchtig und empfangend zugleich ganz tief in sich aufnahm. Und das tat sie jetzt auch.

Nach kurzer Zeit kam eine Angst in der kleinen Liebe auf. Eine Angst, dass die große Liebe nicht bleiben würde…

Wenn wir die Schale der Liebe nicht immer wieder mit unserer (Selbst)Liebe füllen und uns mit der Liebe ins Außen verausgaben, dann wird unsere Schale kontinuierlich lee­rer. Nur wenn die Liebe fließt und die Schale der Liebe gefüllt bleibt, dann kann sich die Liebe verströmen in die Welt.

Die kleine Liebe war nun beseelt von der großen Liebe und ein großer wei­ter Raum entstand, in dem sie wie selbst verständlich sein durfte, ohne sich weiter anders oder sich getrennt zu fühlen. Nachdem die kleine Lie­be das alles verstanden hatte, floss die Liebe zwischen den beiden fortan. Und die Liebe, die wir von Herzen ausströmen, kommt wieder zu uns zurück.

Dies ist die Geschichte, wo die kleine Liebe zur großen Liebe kam und die große Liebe zur kleinen und ein Fluss der Liebe entstand.

Und hier noch in wunderbarer Text zum Thema Selbstfürsorge und Selbstliebe

Wenn du vernünftig bist, erweise dich als Schale und nicht als Kanal,
der fast gleichzeitig empfängt und weitergibt,
während jene wartet, bis sie gefüllt ist.

Auf diese Weise gibt sie das, was bei ihr überfließt, ohne eigenen Schaden weiter.
Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen und habe nicht den Wunsch freigiebiger zu sein als Gott.

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgießen.

Die gütige und kluge Liebe ist gewohnt überzuströmen, nicht auszuströmen.
Ich möchte nicht reich werden, wenn du dabei leer wirst.
Wenn du nämlich mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?
Wenn du kannst, hilf mir aus deiner Fülle,
wenn nicht, schone dich.

(von Bernhard von Clairvaux)

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