Bekommt man ein Trauma weg?

Blog - Trauma - Heilpraxis körperorientierte & biodynamische Cranio-Sacral-Therapie, Traumatherapie, Körpertherapie, Resonanztherapie, Psychotherapie & Coachings - Marion Welz - Heilpraktikerin Berlin Pankow-Reinickendorf

Bekommt man ein Trauma weg? – ein Gastbeitrag von Dami Charf

Ich finde diesen Beitrag von Dami Charf so treffend und passend zu meinen aktuellen Erfahrungen. Viele KlientInnen äußern derzeit, dass sie vermeintlich Unangenehmes wie z. B. Gefühle, Körperempfindungen ‚weg haben wollen‘. Das Thema hat mich auch vor ein paar Tagen veranlasst, einen Blogartikel zu schreiben mit folgendem Titel ‚Ich möchte das weghaben – eine Spürerfahrung‚.

Ich freue mich sehr, dass ich den Beitrag veröffentlichen darf – herzlichen Dank Dami!

Beste und aufklärende Grüße

Marion

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Es gibt kaum eine Frage, die mir von Betroffenen und Klient*innen häufiger gestellt wurde, als die Frage: „Wie bekomme ich mein Trauma weg?“

Es ist eine Frage, die einerseits von der inneren Not zeugt und andererseits zeigt, wie wenig Wissen es zum Thema Trauma gibt.

Kommen Klient*innen mit dieser Frage in die Therapie, so ist es mir wichtig, ihnen ehrlich zu antworten. Meine Antwort lautet meist so:

  • Nein, ein Trauma kann man nicht wegbekommen, denn es ist schon passiert und hat dich verändert.
  • Aber man kann die Folgen verändern und das Trauma in das eigene Leben integrieren, sodass es nicht mehr das Leben bestimmt.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Menschen mit einem statischen Selbstbild und Menschen mit einem dynamischen Selbstbild.

Sobald wir es mit einer Traumatisierung zu tun haben, ist es wichtig zu schauen, wo unsere Klient*innen fixiert und starr sind.

Trauma macht starr.

Mit Starrheit und Kontrolle versuchen wir, Sicherheit zu erlangen.

Leider führt dies eher dazu, dass Menschen mehr Traumata erleben und weniger erfolgreich in der Therapie sind, weil starre und kontrollierende Menschen sehr viel häufiger die Erfahrung machen müssen, dass ihre Sicherheit nur scheinbar ist und ihre Kontrolle überwältigt wird oder nicht funktioniert.

Ein statisches Selbstbild führt dazu, dass Menschen über sich denken: So bin ich.

Treffen sie auf Schwierigkeiten oder können etwas nicht, so geben sie schnell auf und haben große Schwierigkeiten, um Hilfe zu bitten und zu zeigen, dass sie etwas nicht können. Sie sind der Überzeugung, dass es sie verletzlich und angreifbar macht, wenn sie sich mit dem zeigen, was sie nicht (gut) können.

Diese Menschen wollen ein Ziel erreichen, ohne sich zu verändern. Sie wollen Dinge, die weh tun, weg haben. Sie hören schnell einen Angriff, wo keiner ist. Und es fällt ihnen schwer, das Leben als Prozess zu sehen.

Menschen mit einem dynamischen Selbstbild sehen sich selbst eher als „work in progress“. Sie sind meist neugierig und lernen gerne. Sie können um Hilfe bitten und erleben es nicht als demütigend, wenn sie Fehler machen oder etwas nicht können.

Sie glauben, dass sie in einem Jahr eine andere Person sind als heute. Dadurch fällt es ihnen viel leichter, den Weg als Ziel zu sehen. Sie sind nicht auf ein bestimmtes Ergebnis fixiert.

Dieser eine kleine Unterschied, welches Selbstbild ein Mensch hat, macht einen großen Unterschied für das Leben und für unsere therapeutische Arbeit. Wer Lust hat, mehr darüber zu lesen, findet hier mehr: Carol Dweck „Selbstbild“.

Außerdem ist es wichtig, Klient*innen eine Idee davon zu geben, wie Traumaheilung gehen kann. Welche Schritte gegangen werden müssen, damit das Leben eine neue und schönere Farbe und „Geschmacksrichtung“ bekommt. Hier ist Psychoedukation sehr wichtig und unser Wissen über diesen einzigartigen Menschen vor uns. Es ist wichtig, dass wir sehen lernen, welche „Gewürze“ diese Person bereits hat und welche ihr fehlen. Wir können eine Idee vermitteln, wie wir in der gemeinsamen Arbeit, auf dem Stück gemeinsamen Weges diese Geschmacksrichtungen ins Leben holen können. Und das Wichtigste von allem ist:

Wir müssen an diesen Menschen glauben.

Unsere Klient*innen haben den Glauben an sich und oftmals auch den Glauben an das Leben verloren. Nehmen wir diesen Menschen als Klient*in auf, so übernehmen wir für eine Zeit den Job, an sie zu glauben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass dies unglaublich viel bewirkt. Und ich bin sicher, dass man Klient*innen, bei denen man diesen Glauben nicht hat, ablehnen sollte. Wir merken, ob unser Gegenüber Hoffnung für uns hat. Es ist ein unglaubliches Geschenk, wenn jemand an uns glaubt.

Vielleicht gab es auch in deinem Leben diese Person, diesen oder diese Menschen, die an dich geglaubt haben. Die etwas gesehen haben, das du noch nicht sehen konntest.

Dieser Glaube hilft uns weiterzugehen. Wir wollen diesem Menschen glauben (und ihn nicht enttäuschen), auch wenn wir noch nicht an uns selbst glauben können und keine Ahnung haben, was sie oder er in uns sieht.

Während ich dies schreibe, sitze ich im Zug nach Göttingen. Endlich ist der Himmel einmal blau. Ich wünsche uns allen bald wieder mehr blauen Himmel und Sonne nach diesem trüben Winter.

Und ich wünsche uns allen, dass wir mindestens eine Person in unserem Leben haben, die an uns glaubt.

Herzliche Grüße

Dami

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