Angst zu sterben
Angst zu sterben
Was möchtest du noch loslassen? Mit dieser Frage war ich heute da. Es kam das loslassen’meiner Kontrolle‘. Wie sehr würde ich meine Kontrolle loslassen wollen. In mir regte sich ein enormer Widerstand. Ich ging ihm nach und dieser Widerstand zeigte sich mehr und mehr als Angst vor dem Sterben, dem Tod. Ich habe diese Angst noch nie so spüren dürfen und bin sehr dankbar, dass sie sich gezeigt hat.
In meinem Leben meine ich zumindest eine Nahtod-Erfahrung erlebt zu haben, diese hatte mit meiner Geburt zu tun. Nicht zu wissen, was geschieht und sozusagen ‚rausgeworfen‘ zu werden aus der Einheit mit meiner Mutter. Hinaus, wo es dunkel war und nicht mehr rosarot wie im Mütterleib, es war fest und nicht mehr so wabernd wie in der Gebärmutter. Es drückte und stoppte, es war eng und vielleicht wurde der Sauerstoff auch knapp. Auf jeden Fall ging alles viel zu schnell und ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Plötzlich war ich da und noch gar nicht bereit – bereit für diese Welt, bereit für dieses Leben. Da war die Angst, es nicht zu schaffen, die Angst zu sterben, als ich noch nicht einmal das Licht der Welt erblickte.
So geht es mir auch heute noch oft, dass ich manchmal gar nicht weiß, wie mir geschieht. Vieles ist mir einfach zu viel, zu schnell und überfordert mich geradewegs. Wenn ich dann nicht in meiner Mitte bin, gerate ich schnell in den Strudel, mich ganz zu verlieren, nicht mehr im Kontakt mit mir zu sein.
Ich habe mir im weiteren Leben Mechanismen angeeignet, ja nichts mehr außer Kontrolle geraten zu lassen. Gerät etwas außer Kontrolle, habe ich meinen Funktionsmodus sehr verinnerlicht. Funktionieren bedeutet wenigsten (über)leben. Aber will ich das noch?Möchte ich nur überleben?
Aber noch mal zurück. Als mir heute beim morgendlichen erwachen bewusst wurde, das es die Kontrolle ist, die ich loslassen möchte, zeigte mein Körper starke innere Unruhe. Diese Aufruhr zeigte sich wie gesagt als Angst vor dem Sterben – den Tod.
Ich öffne mein Herz ganz weit und lasse die Angst mehr und mehr zu. Gleichzeitig strömt ein Hauch von Liebe durch mich, die, die ewig bleibt. Ich gebe mich dem ganz hin. Die Angst in meinem Körper übernimmt die Überhand. Ich öffne mein Herz ganz weit und lasse mich ein. Die Angst meines Herzens kriecht durch meinen Hals den Nacken herauf zum Stammhirn kriecht. Die Angst sitzt mir sozusagen im Nacken. Ich bin da mit ihr.. Gleichzeitig danke ich ihr, dass ich sie spüren und sehen darf. Die Angst, die mich mein ganzes Leben hat kontrollieren lassen. Die Angst, die mich nur über-leben lassen hat. Die Angst, die mich bislang nicht ins Leben gehen lassen hat. Jetzt bin ich in Kontakt mit ihr. Es wird mir bewusst und ich kann sie in meinem Inneren verstehen. Das Resultat einer Überwältigung bei einer viel zu hohen Sensibilität durch dauerhafte Stresshormone im Mutterleib war dieses Ereignis viel zu viel für mich. Es geschah zudem in einer Geschwindigkeit, auf die ich nicht vorbereitet war. Noch im tiefsten Ozean schlummernd rutschte ich unaufhaltsam in die kalte, viel zu laute und grelle Welt hinein.
Ich war noch nicht bereit, das zeigt sich auch heute noch oft in meinem Alltag. Denn die Geburt spiegelt sich in unserem ganzen Leben wieder, bis wir es irgendwann einmal erkennen & heilen dürfen.
Empfangen wurde ich nicht durch ein herzliches Annehmen meiner Mutter, sondern in den Händen einer Säuglingsschwester, die mich aus der Angst heraus schüttelte, ich könnte nicht atmen. Möglicherweise abgelegt in einem Säuglingszimmer, wie oftmals in dieser Zeit geschehen, fernab der Mutter, in dem das Schreien unaushaltbar erschien.
Jetzt wird es ruhig in mir. Ruhig, weil ich etwas verstanden habe. Innerlich. Meine Liebe fängt zu fließen an in mir, es wird warm und weich und zufrieden.
Heute darf ich mich um mich kümmern. Mich nachNÄHREN.
Mein Herz geht auf, wird ganz weich und die Liebe strömt. Ich liebe mich.
Ich liebe mich, so wie ich bin. Dieser Satz geht tief.
Ich dachte wohl, das ist das Leben. Mit Eltern, die ebenfalls funktionierten. Sauber und satt ging vor Berührung und tiefem Kontakt. Denn das konnten sie mit sich selbst kaum sein. Ein tiefer Schmerz durchläuft mich. Sie konnten ja nur das geben, was ihnen möglich war, was sie selbst erfahren hatten.
Für mich war es nicht ausreichend. Ich war immer auf der Suche nach Liebe. Funktionierend habe ich mich innerlich nicht ‚berühren‘ lassen aus Angst, es könnte zu viel sein, und ich würde auseinander fliegen. Aus Angst, es könnte zu viel sein, gehe ich in meinen Funktionsmodus über und ab und an zeigt sich mein Herz, traut sich ein kleines Stück heraus. Aber meist zog es sich zurück, ganz tiefen ins Innere, um sich zu beschützen. Ich funktionierte mein Leben lang und holte mir den Selbstwert, den ich nicht erfahren habe, aus der Arbeit, die Anerkennung von Außen durch mein verständnisvolles, mitfühlendes, unendlich verstehendes Sein.
Ich funktionierte so lange, bis mir das Leben zeigte, dass es an der Zeit für mich war, MIR Zeit zu nehmen. Dies geschah durch eine Kündigung und nun hatte ich viel Zeit und kam mir näher und näher. Dies wurde unterstützt durch die Körperarbeit. Ich machte eine Ausbildung zur Craniosacral-Therapie, die zu meiner tägliche Berufung geworden ist. Ich öffne mich mehr und mehr und komme mehr und mehr in mir an.
Der Körper als Ort, mit dem ich mich heute gerne verbinde, indem ich mich wohl fühle und wo inzwischen ganz viel Liebe, Glück und Dankbarkeit fließen. Indem ich inzwischen meine Ängste ansehen darf – so wie heute.
Ein großes Geschenk, dass ich damit sein darf. Eine Hoffnung, meine Kontrolle mehr und mehr abzugeben. Meine Sehnsucht, mehr und mehr in mein Leben zu gehen, mein Leben tatsächlich zu leben, und das über-leben mehr und mehr loszulassen. Es fühlt sich weich und freudig an in mir.
Es ist ruhig. Ich fühle noch den Schmerz in meiner Lunge und in meinem Herzen. Die Anspannung, die immer mehr gehen darf. Es ist ein großes Geschenk, dass ich mir meine Kontrolle ansehen durfte, mit meiner Angst zu sterben. Danke, dass ich wieder ein Stück loslassen durfte und dadurch mehr Raum für Bewusstheit entstehen darf. Ich bin dankbar.
Danke!
Und ein Abschlusssatz noch, der immer mehr an Wahrheit gewinnt:
Oft wollen wir die Dinge loswerden und ich verlangsame und mache bewusst: bevor wir sie loswerden, dürfen wir sie erst einmal sehen. Denn erst wenn wir sie sehen, können wir loslassen. Wenn wir sie sehen, dürfen sie sich transformieren und wir sind dann bereit, sie gehen zu lassen.
Vielleicht ist dieses Erlebnis eine Inspiration für dich? Dich einzulassen auf die Sprache deines Körpers. Was möchtest du noch loslassen?
Herzlichst,
Marion
PS: Ich möchte gerne noch auf meinen Blogartikel Atem des Lebens hinweisen, der mich gerade vor dem Hintergrund der Craniosacralen Begleitung so fasziniert, weil wir hier vom ‚Atem des Lebens‘ sprechen und ich ihn erleben durfte. Wiliam Sutherland, ein Schüler von Andrew Taylor Still, dem Begründer der Osteopathie beschreibt, dass die Cranio (Schädel) – Sacralen (Sacrum) Bewegungen durch den Primär Respiratorischen Rhythmus bewirkt werden (die ursprüngliche Bewegung entsteht im Schädel) und die Kraft selbst vom Atem des Lebens ausgeht. Dieser Rhythmus ist primär, d.h. dem Atem bzw. Herzschlag übergeordnet. Eine Faszination für mich!
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Vielen herzlichen Dank
an dich liebe Marion, für eine weitere Gedankenanregung durch das Teilen deiner Erfahrung. Ich finde es sehr mutig von dir und wertvoll, dich damit hier zu zeigen und nicht nur über Theorie oder Erfahrungen mit deinen KlientInnen zu schreiben. Die Fragen im Text regen meine Fragen-Beantwortungs-Maschine in mir an. Ich mag Fragen die helfen, mich weiter zu erforschen.
Heute bemerke ich mal wieder Unruhe in mir. Wie noch fast immer lenke ich mich durch viel Tun ab, um sie nicht zu spüren. Nun habe ich Zeit, schaue mal wieder in deinen Block – und ja, ich finde einen neuen Artikel. Danke
Du schreibst: „Ich habe mir im weiteren Leben Mechanismen angeeignet, ja nichts mehr außer Kontrolle geraten zu lassen. Gerät etwas außer Kontrolle, habe ich meinen Funktionsmodus sehr verinnerlicht. Funktionieren bedeutet wenigsten (über)leben.“
Das passt in diesem Moment mal wieder. Etwas in mir empfindet das Kontrolle-bewahren als Sinn des Lebens, so perfektioniert, dass selbst das Schlafen noch schwierig für mich ist. Immer schön aufpassen. Alles kontrollieren schließt natürlich ein, nicht an Wachsamkeit nachzulassen, nicht wirklich zu entspannen. Und nun rückt mein dreitägiger Kurs näher, in dessen Titel das Wort „Tiefenentspannung“ vorkommt …
Tiefenentspannung! Ich schreibe dieses Wort und in meinem Hals bildet sich ein fetter Kloß, die Schultern spannen sich noch mehr an. Es ist etwas Dunkles, Gruseliges, was mich schaudern lässt. Als das Wort mir gestern in den Sinn kam, überlief mich eine kurze heftige Angstwelle, die mir die Tränen in die Augen trieb. Was ich schnell weggedrückt habe, weil ich in zwei Minuten los wollte. Ein Danke an das Funktionieren.
Und doch finde ich mich in deinen Worten wieder. Ich habe die Nase voll vom Funktionieren, ich möchte mich trauen, mutig sein, möchte fühlen, mich verletzlich zeigen und mich berühren lassen können, atmen, lieben, mich freuen und wirklich leben.
Und trotzdem kommt bei der Frage „Was möchtest du noch loslassen?“ als erstes – naja, noch lieber als loslassen möchte ich sie einfach weghaben, die Angst vor dem was passieren könnte, wenn ich die Kontrolle aufgebe. Dieses Loslassen klingt in meinen Ohren schon gefährlich nach Entspannung.
Aber ja – ich habe auch einen mutigen Teil in mir. Und ich habe die Sehnsucht nach Leben. Ich werde dieses Seminar besuchen und schauen, was kommt.
Tiefenentspannung – ich komme!
Entschlossene, etwas angegruselte Grüße von Annette
Liebe Annette,
so mutig, sich dem zu stellen, was sich zeigt. Weglaufen bringt uns nicht in die innere Bewegung.
Entspannung ist das Gegenteil von Anspannung. In beiden Wörtern ist ‚Spannung‘ enthalten. Anspannung, was du sehr genau kennst und Entspannung, der du langsam und ’spannend‘ entgegen schauen darfst. Es ist erst einmal ein Zustand und erst unser Verstand macht mehr daraus, sodass Angst hieraus entsteht und sich der Teufelskreis ‚Angst vor der Angst‘ langsam zu drehen anfängt.
Vielleicht einige Worte noch zu Gefühlen. Gefühle sind ersteinmal eine körperliche Reaktion auf einen bestimmten mentalen Impuls. Also wir haben einen Gedanken und der Körper spiegelt uns diesen Gedanken in Form eines Gefühls wieder. Wenn wir jetzt die Gefühle zunächst nur als Mittel zum Zweck verwenden, können wir erforschen und das, was wir fühlen, zurückverfolgen. Was war der mentale Gedanke vor dem Gefühl? Welcher Gedanke könnte mit dem Gefühl verknüpft sein?
Natürliche Gefühle oder besser gesagt unser Emotionalkörper ist etwas, der ganz dicht am physischen Körper liegt. D. h., wenn wir den Körper bewegen, verändert sich das Gefühl schwingungsmäßig und von daher würde ich auch diesen Anteil immer sehen.
Gefühle sollten wir im Grunde genommen nur als Navigationssystem verwenden. Es geht nicht um die Gefühle selbst, sondern die Gefühle sind Mittel zum Zweck, um uns auf etwas aufmerksam zu machen. Wenn wir auf der Ebene der Gefühle hängen bleiben und sich alles darum dreht, kommen wir oftmals nicht weiter. Der weitere Schritt wäre zu erkennen, was in unserem Bewusstsein stattgefunden hat, was also dieses Gefühl auslöst. Wenn wir Gefühle mehr in ihrer wahren Funktion wahrnehmen und durch sie hindurch gehen, vertieft sich unser Bewusstsein. Wir bekommen dann auch die Impulse mit, die wir im Geist vielleicht denken oder die Glaubenssätze, die sich verfestigt haben, die wir sonst nicht bewusst erfassen können. D.h. Gefühle sind eine Vertiefungsreise unseres Bewusstseins. In dem Moment, wo wir ganz tief fühlen, können wir auch ganz tief gedankliche Strömungen, mentale Impulse wahrnehmen. Gefühle sind komprimierte Energien und je tiefer wir uns in ein Gefühl hineinfallen lassen (bei traumatischen Indikationen bitte nur in Begleitung eines sicheren Raumes durch einen qualifizierten Therapeuten), umso deutlicher wird es beleuchtet und desto mehr werden Informationen auch übertragen. Wenn die ‚Übertragung‘ vollständig stattgefunden hat, dann ‚hebt‘ das Gefühl ab. Es wird stiller, es wird ruhiger – unser Nervensystem hat sich diesbezüglich reguliert.
Und liebe Annette, bitte, auch den Teil sehen, der lieber weglaufen möchte, der es weghaben möchte. Wir dürfen alle Anteile mit einbeziehen und liebevoll mit ihnen sein. Alles hat seinen Grund, alles hat seine Daseinsberechtigung.
Folge deiner Sehnsucht nach Leben und gehe mutig deinen Weg. Es sind Erfahrungen, wobei wichtig ist, das die Erfahrungen keine Retraumatisierung darstellen. Es ist das Fingerspitzengefühl deiner Begleitung und auch dein eigenes, auf dieser Gratwanderung zur Heilung. Und wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen: heute darfst du jederzeit gehen und den Raum verlassen… Und gleichzeitig darfst du auch wieder zurückkommen und einen erneuten Versuch wagen. Wie alles im Leben ist auch dies ein pendeln und wenn wir uns den Ausschlägen langsam annähern, kommt auch unser Nervensystem mit.
Alles Liebe für dich und deinen Weg
Marion
Zum Thema Angst möchte ich gern etwas teilen:
Heute habe ich eine halbe Stunde mit einer jungen Frau gesprochen. Fast noch ein Mädchen. Was für eine mutige Frau. Sie hat meine volle Hochachtung.
Sie fragte mich im Zug, ob ich mich zu ihr setze. „Ich brauche gerade jemanden, der mit mir redet“. Ich setze mich ihr gegenüber hin.
Sie meinte, auch wenn sich das seltsam für mich anhöre, sie stehe kurz vor einer Panikattacke und bräuchte Hilfe.
Nein, es hörte sich keineswegs seltsam für mich an. Ich konnte sie so gut verstehen. Ich hatte selber eine generalisierte Angsterkrankung. Ich weiß zu gut, wie unschön es sich anfühlt, wie verunsichernd das ist – diese Angst vor der Angst, die ich auch heute immer mal noch habe. Ich konnte nachvollziehen, wie groß ihre momentane Not war.
Ich fragte, ob ich mich neben sie setzen dürfe und sie sagte – ja, sehr gern. Wir redeten, sie roch an meinem Öl, machte Regulationsübungen wie „Orientierung im Raum“ mit, atmete ruhig mit mir und wir redeten weiter. Zum Schluss durfte ich ihre Hand halten. Sie beruhigte sich und immer, wenn die Angst vor dem Gleich kam, konnte ich sie ins Jetzt zurückholen.
Obwohl 40 Jahre Altersunterschied, wir waren nicht nur durch das „Du“ verbunden. Da waren so viel Ehrlichkeit und gegenseitiges Verstehen, Dankbarkeit und ja – Verbundenheit.
Was für eine weitere wichtige Lernerfahrung für mich:
Ein Menschlein hat Angst und spricht ein anderes Menschlein an. Beide reden darüber, verbinden sich, vertrauen, sind füreinander da und danach geht es beiden Menschen besser. Wie schön. Wie einfach.
Warum nur kann ich das nicht? Vielleicht so formuliert – bisher noch nicht?
Ich war so gern für diese junge Frau da, bin ganz berührt von ihrem Mut. Und ich habe nicht nur ihr etwas gegeben, ich habe viel bekommen. Warum traue ich mich so etwas nicht? Vielleicht wäre es auch für andere wertvoll? Vielleicht wären sie auch gern für mich da? Vielleicht würde es auch ihnen etwas geben?
Noch fehlt mir die Vorstellung, dass jemand genauso gern und selbstverständlich für mich da ist, ohne mich zu verurteilen, mich zu bewerten, gelangweilt von mir zu sein, ohne mich anstrengend und nervig zu finden. Leider. Das macht mich gerade traurig.
Wie will ich diese Erfahrung machen, wenn ich mich nicht mitteile? Nicht wirklich ehrlich bin?
Und stimmt es überhaupt? Habe ich (außerhalb von Therapie) tatsächlich noch nie eine ähnliche Erfahrung gemacht?
Doch! Habe ich! Einmal auf alle Fälle. Da habe ich allerdings nicht gefragt, sondern wurde gefragt. Dadurch ist vor zwei Jahren sogar eine Freundschaft entstanden…
Sehr nachdenkliche und gleichzeitig dankbare Grüße von Elli Frieda
Liebe Elli Frieda,
vielen Dank für deine so ehrlichen und mitfühlenden Worte.
Wie das Universum doch ’spielt’, dass ihr beide zusammengekommen seid. Ich bin sehr berührt darüber. Und so eine schöne Erfahrung für euch – wie wunderbar! Genaus so sollte es sein. Es berührt mich tief im Herzen und mein Kopf wird ganz still.
Du schreibst: ‚Wie will ich diese Erfahrung machen, wenn ich mich nicht mitteile? Nicht wirklich ehrlich bin?‘ Das kenne ich auch sehr gut. Im Versteckspielen oder Räuber und Gendarmen war ich immer die beste, ich war sogar meist so gut versteckt, dass mich niemand fand und das Spiel eigentlich schon zu Ende war. Interessant war, dass ich manchmal auch gar nicht vermisst wurde, dass wird mir jetzt beim schreiben noch mal sehr deutlich. Da fühle ich auch Traurigkeit.
Aber jetzt noch mal zu deiner Frage. ‚Wie will ich diese Erfahrung machen, wenn ich mich nicht mitteile? Nicht wirklich ehrlich bin?‘ Ich habe erfahren, dass es bei mir darum ging, mich erst mal selbst zu sehen. Wenn ICH mich erkenne, ist es auch leichter möglich, mich im Außen zu zeigen. Und dann ist die Ehrlichkeit im Kontakt wichtig. Wenn wir uns unsere Geschichte meist nur selbst erzählen, dann hat auch niemand die Chance, uns besser kennen zu lernen. Dann haben wir selbst auch nicht die Chance, uns besser kennen zu lernen und zu benennen was in unserem Inneren vor sich geht. Hierfür benötigen wir Kontakt und Austausch.
Aus eigener Erfahrung kenne ich die große Angst davor, ‚entdeckt‘ zu werden. Na klar, wenn wir Versteckspielen geht es ja auch gerade darum, nicht entdeckt zu werden. Dieses haben wir dann irgendwann auf unser Leben übertragen und häufig genug versucht, es perfektionistisch zu schulen. Nun dürfen wir in die andere Richtung schauen. Es ist ein Weg. Und wenn wir immer nur dasselbe der immer gleichen Erfahrung tun, wird sich in unserem Leben nichts ändern können.
Lass dich von dem Mut dieser jungen Frau inspirieren und schreite in deinem Leben mit deiner Ehrlichkeit weiter und sprich mehr und mehr DEINE WAHRHEIT aus.
Ich wünsche dir alles Gute auf diesem Wege.
Herzlichst,
Marion