Trauma rückt thematisch immer mehr in den Vordergrund. Die Generation unserer Großeltern, die Trauma in der früheren Begriffsbestimmung mit Krieg und Vernichtung, Gefangenschaft, Folter und Vergewaltigungen erlebt hat und hierfür keine Worte finden konnte, verlässt langsam die irdische Welt. Die jetzigen Generationen setzten sich noch mal ganz neu mit der Thematik auseinander. Heute stehen in vielen Ländern politische Haft oder Flucht vor dieser bzw. vor Kriegsgeschehen im Vordergrund und in der westlichen Welt wachsen unsere Kinder mit der Präsenz voll ausgerüsteter Staatsgewalt, einschließlich Schusswesten und -waffen im Anschlag mit der Angst vor möglichen Terroranschlägen auf. Ganz aktuell ist derzeitig auch die Angst vor Infektionen, die in unserer globalen Welt sicherlich noch zunehmen werden.
Die heutige Beschreibung des Begriffs Trauma ist in keiner Weise einheitlich und versucht sich noch immer an einer schlüssigen Definition, wird aus meiner Sicht aber insgesamt schon etwas offener gefasst:
Betroffene sind einem kurz oder lang anhaltenden Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei fast jedem eine tiefgreifende Verzweiflung hervorrufen würde (vgl. ICD-10).
Ich verstehe Trauma heute so, dass ein äußerer Reiz zu stark und / oder zu lange auf uns eingewirkt hat und wir aufgrund unserer gegebenen Rahmenbedingungen keine Gelegenheit hatten, uns entsprechend zu wehren oder die Flucht zu ergreifen. Ob, wie und in welcher Form die Dauer und / oder Stärke dieses Reizes tatsächlich traumatisch auf uns einwirken kann, hängt von den individuellen Bedingungen jedes Einzelnen ab. So erklärt es sich auch, dass manche Menschen nach traumatischen Erfahrungen vielleicht auch infolge vorheriger belastender Ereignisse in dauerhafte Angstzustände oder überwältigende Hilflosigkeit verfallen und bei anderen die hervorgerufene Angst- und Stressspannung wieder von alleine abklingen kann, wobei sich auch bei diesen Menschen das Verhalten oft ändert – die Überwindung des Traumas hat sie wachsen lassen. Hier unterstützt die körperorientierte & biodynamische Traumatherapie.
Nach Peter A. Levine haben wir in einer uns bedrohenden Situation Kräfte mobilisiert, die wir nicht in Form von Angriff oder Flucht oder anderer Abwehrreaktionen (z. B. Rückzug, Abwendung) aktiv umsetzen konnten. Diese ‚Ladung‘ sitzt in unserem Nervensystem fest und wird im späteren Verlauf durch bestimmte Situationen, die uns zunächst nicht bewusst sind, angetriggert. Diese ‚gehaltene‘ Energie wird also bei bestimmten Stimuli unbewusst durch Reize aktiviert und für unser System existiert die zuvor erfahrene Bedrohung bzw. Verletzung weiterhin.
Das traumatische Erleben ist also in erster Linie ein körperliches Empfinden, das zumeist mit negativen Gedanken und Emotionen verbunden ist. Um uns diesem zu nähern braucht es vordergründig den Körper, um die Erlebnisse zu verarbeiten.